Die Stuttgarter Krawallnacht im Juni vergangenen Jahres hat gezeigt, wie wichtig es ist, gesellschaftlich benachteiligte Jugendliche gut zu erreichen und mit ihnen im Gespräch zu bleiben. Die Mobile Jugendarbeit Stuttgart Süd der Caritas hat ein besonderes Duo im Einsatz: Streetworker Baykar Tavit und sein Labrador Rüde Zizou sind seit 2018 ein eingeschworenes Team und erreichen zusammen Jugendliche in Stuttgart Süd, die andere schon abgeschrieben haben.
Zizou hilft Baykar Tavit Kontakt zu schwierigen Jugendlichen aufzubauen, nachhaltige Unterstützung anzubieten und neue Perspektiven in ein selbständiges Leben ohne Straffälligkeit oder Armut zu ermöglichen. Der Labrador ist ein ausgebildeter Begleithund und wirkt wie ein Eisbrecher; bei jungen Menschen weckt er Empathie, sie sorgen sich um ihn und übernehmen Verantwortung für seine Pflege.
Die Vorteile für die Jugendlichen aus dem Stadtteil haben sich schnell gezeigt: Viele der jungen Menschen waren noch nie im Wald spazieren - schon das regelmäßige "Rauskommen" war für sie eine positive Veränderung in ihrem Lebensrhythmus. Mit einem Hund in ihrer Nähe haben viele Jugendliche einen anderen Blick auf ihre Stadt: Wo gibt es Grünflächen? Wo kann ich mit einem Hund hingehen? Wie reagieren andere Menschen auf den Hund?
Hund Zizou hat keine Vorurteile
"Selbst die ‚harten Jungs‘ diskutieren aus, wer Zizou als erstes an der Leine führen und wer ihn zuerst füttern oder kämmen darf", erzählt Baykar Tavit. "Die Tatsache, dass ein Hund auf seinen Besitzer angewiesen ist, hat sich positiv auf die jungen Menschen ausgewirkt. Sie haben eine neue Art von Selbstbewusstsein und Verantwortungssinn entwickelt", sagt Jutta Jung, Fachdienstleiterin Mobile Jugendarbeit im Caritasverband für Stuttgart e.V.
Zizou hat keine Vorurteile: Er unterscheidet nicht nach Hautfarbe, Religion oder
Einkommen, die Jugendlichen müssen sich keinen Status in Zizous Anerkennung erkämpfen, sie müssen einfach nur gut für ihn sorgen. Die Jugendlichen mögen Zizou: "Mancher kommt auch mal einfach so im Büro der Mobilen Jugendarbeit vorbei", erzählt Jutta Jung?, "nur um ein bisschen mit Zizou zusammen zu sein und um einen schlechten Tag - den Streit mit den Eltern, Stress auf der Arbeit oder in der Schule - abbauen zu können."
Zizou auch auf Instagram
Gemeinsam mit den Jugendlichen wurde auch ein Instagram-Aaccount erstellt, auf welchem regelmäßig Bilder von Zizou mit Informationen zu seiner Arbeit geteilt werden: @zizou_le_chien
Natürlich gibt es auch Jugendliche, die Angst vor Hunden hatten oder immer noch haben. Oftmals zeigt sich aber, dass die Angst vor Zizou auch nur eine Angst vor dem "Unbekannten" ist. Ist diese Angst überwunden, fällt es Jugendlichen leichter, sich anderen Ängsten vor neuen Situationen zu stellen, so zum Beispiel bei einem Bewerbungsgespräch für einen Ausbildungsplatz.
Tiergestützte Mobile Jugendarbeit an weiteren Standorten geplant
An den Standorten der Mobilen Jugendarbeit in Rot und Zuffenhausen soll bald ebenfalls mit jeweils einem Begleithund gearbeitet werden. "Wir sind überzeugt von dem Ansatz und wollen auch an zwei weiteren Standorten der Mobilen Jugendarbeit mit ausgebildeten Hunden und Fachkräften arbeiten", sagt Jutta Jung. Und: "Über weitere Unterstützung freuen wir uns!" Denn die Tiergestützte Mobile Jugendarbeit ist ausschließlich durch Spenden finanziert: Die Kosten für Ausbildung, Tierfutter, Arztkosten, Ausstattung übernehmen Spenderinnen und Spender.
Spenden können Sie für das Projekt "Vier Pfoten" hier.
Die Mobile Jugendarbeit Stuttgart Süd richtet sich als niederschwelliges Angebot an junge Menschen zwischen 14 und 27 Jahren, die ausgegrenzt und gesellschaftlich benachteiligt sind. Oftmals haben sie einen schlechten oder gar keinen Schulabschluss, sind straffällig, haben Probleme mit Suchtmitteln und leben in einer schwierigen Familiensituation, die nicht selten von Gewalt geprägt ist.