Am 11. Januar 2021 werden die ersten Pflegeheimbewohner_innen ihr neues Zuhause im Haus Martinus in der Olgastraße beziehen. Das ursprünglich 1968 erbaute Pflegeheim öffnet nach einer Kernsanierung des bestehenden Gebäudes neu. Auf vier Stockwerken wird es insgesamt 87 Pflegeplätze in sieben Hausgemeinschaften geben. Ins Erdgeschoss zieht eine Kindertagesstätte des Stadtdekanats mit 60 Plätzen ein. In den oberen beiden Geschossen befinden sich elf Sozialwohnungen sowie ein Konvent für indische Ordensschwestern. Die offizielle Eröffnungsfeier durch Bischof Gebhard Fürst mit der Segnung der restaurierten Martinus-Statue wird im April stattfinden.
"Das ist ein historischer Tag für den Caritasverband für Stuttgart - wir freuen uns sehr!", erklärt Caritasvorstand Uwe Hardt. Zwischen den ersten Ideen für ein neues Pflegeheim und dem Abschluss der Kernsanierung liegen elf Jahre. Vor fünf Jahren sind die letzten Bewohner_innen des früheren Pflegeheims ausgezogen, in der Zwischenzeit wurde das leerstehende Gebäude auch für die Beherbergung geflüchteter Menschen genutzt (s. eigener Text zur Geschichte). "Das Haus Martinus war unser erstes Pflegeheim in Stuttgart und hat damit eine ganz besondere Bedeutung", sagt der Vorstand. Aktuell ist es auch das größte Bauprojekt des Stuttgarter Caritasverbandes, der hier insgesamt rund 27 Millionen Euro investiert hat.
Neues Pflegeheim mit sieben Hausgemeinschaften
Das neue Pflegeheim wird auf vier Stockwerken 87 Einzelzimmer mit eigenem Bad in insgesamt sieben Hausgemeinschaften bieten. Eine der Hausgemeinschaften widmet sich besonders den Bedürfnissen demenzerkrankter Menschen. In den großzügigen und hellen Gemeinschaftsräumen wird für die Bewohner_innen gekocht und es wird gemeinsam gegessen. Die Mahlzeiten werden in den Wohnungen frisch zubereitet - wer mag, kann beim Kochen helfen. "Möglichst viel normaler Alltag", so beschreibt Martina Wagner die Idee, die hinter dem Konzept steht. Die neue Hausleiterin bringt viel Erfahrung mit, denn sie hat das Haus St. Barbara des Caritasverbandes in Möhringen mit aufgebaut und geleitet - dort wird das Hausgemeinschafts-Konzept bereits seit zehn Jahren gelebt. Die neuen Wohnbereiche tragen so schöne Stuttgarter Namen wie "Karlshöhe" oder "Weinsteige". Von den Zimmern und den Gemeinschaftsbereichen blickt man auf den Spielplatz der Kita oder mitten auf die lebendige Olgastraße, die vor dem Haus vorbeiführt.
Buntes Leben: Kita, Sozialwohnungen und indische Ordensschwestern
"Die Menschen, die hier ihr neues Zuhause finden, sind in jeder Hinsicht mitten im Leben und mitten in der Stadt", sagt Uwe Hardt. Dazu trägt auch bei, dass viel junges Leben in das neue Haus Martinus einziehen wird: Im Erdgeschoss eröffnet im Januar eine viergruppige Kita für 60 Kinder unter Trägerschaft des Stadtdekanats. Den schönen Garten mit alten Bäumen teilen sie sich gemeinsam mit den Senior_innen. Im fünften Stockwerk wird es elf Sozialwohnungen für Ältere und psychisch Erkrankte geben. "Bezahlbaren Wohnraum in der Innenstadt zu schaffen, war uns wichtig", erklärt Uwe Hardt. Ins vierte Stockwerk ziehen vier indische Ordensschwestern ein, die auch im Haus mitarbeiten. Sie werden in ihrer Wohnung einen eigenen Andachtsraum haben und einen Balkon, auf dem sie zum Beispiel Gemüse und Chili anbauen können.
Umweltaspekte
"Mit der Kernsanierung statt eines Neubaus haben wir bereits einen wichtigen Beitrag zum
Umweltschutz geleistet", erklärt Fred Walder, Leiter des Immobilienmanagements beim Caritasverband für Stuttgart: "Jeder Baustoff trägt einen ‚Rucksack‘ an Energie, die bei Rohstoffgewinnung, Herstellung, Transport, Lagerung, Verkauf und schließlich Entsorgung anfällt. Bei einer Sanierung kommen weniger Materialien zum Einsatz, deshalb ist der Anteil dieser ‚Grauen Energie‘ hier wesentlich geringer." Das kernsanierte Haus Martinus erfüllt außerdem den Standard "KfW-Effizienzhaus 70". Und auch sonst wurde viel Wert auf umweltverträgliches Bauen gelegt: Alle alten Bäume konnten - teilweise mit hohem Aufwand - erhalten werden, außerdem wurden acht Bäume neu gepflanzt. Rund 150.000 Euro wurden in eine Dachbegrünung investiert. Sie hat positive Effekte auf das Klima, trägt zum Erhalt der Artenvielfalt bei und schützt vor Feinstaubbelastung und Lärm. Außerdem sorgt sie für eine effektivere Regenwasser-Bewirtschaftung in den immer stärker versiegelten Kommunen und Landstrichen.