Das Ziel ist, Patienten mit Behinderung in der Region Stuttgart besser medizinisch zu versorgen. "Endlich!", sagt Jürgen Rost, der den Wohnverbund Zuffenhausen leitet und die Projektleitung barrierefrei gesund inne hat: "Immer noch werden in unserem Gesundheitssystem Menschen mit Behinderung diskriminiert oder zumindest zusätzlich behindert." Oft fehlt es an der Bereitschaft, sich auf diese "besonderen Patienten einzulassen", weiß Jürgen Rost. Umso mehr freut ihn nun die Eröffnung des MZEB, die mit einer Einsegnung feierlich begangen wurde. Ganz besonders auch deshalb, weil das Zentrum in einem ganz normalen "Regelkrankenhaus" angedockt ist: "Als Pädagoge löst auch dies Freude in mir aus, sprechen wir doch immer so viel über Inklusion von Menschen mit Behinderung. Hier können wir sie leben und erleben."
Das MZEB am Diakonie-Klinikum ist bundesweit eines der ersten Zentren dieser Art, das an einem Akutkrankenhaus angesiedelt ist und von einer Kooperation lokaler Träger der Behindertenhilfe und des Gesundheitswesens getragen wird.
Das MZEB versteht sich als Lotse durch das Gesundheitsnetz: Die ärztlichen Experten schätzen den Gesundheitszustand eines Patienten mit Behinderung ein, bewerten ihn und erstellen einen individuellen Behandlungsplan mit diagnostischen und therapeutischen Empfehlungen. Die Behandlung erfolgt bei niedergelassenen Ärzten und Kooperationspartnern. Nur in Ausnahmefällen ist eine Behandlung in der Klinik vorgesehen. Wenn möglich, werden vom Zentrum alle notwendigen Termine mit den an der Diagnostik beteiligten Ärzten und Kooperationspartnern vereinbart. Der weitere Behandlungsverlauf wird regelmäßig mit den beteiligten Partnern besprochen und so die Behandlungsqualität gesichert.
Die Initiative "barrierefrei gesund" des Caritasverbands für Stuttgart e.V. beauftragte zur Erhebung der Ist-Situation der Gesundheitsversorgung geistig behinderter Menschen in Stuttgart eine breit angelegte Studie (veröffentlicht in: Barrierefrei gesund, Lambertus-Verlag 2015). Die Analyse ergab, dass ein vergleichbares Angebot wie das Sozialpädiatrische Zentrum (SPZ) für erwachsene Menschen mit Behinderung in Stuttgart fehlt.