Familien und ihren Babys einen guten Start bereits in den Geburtskliniken zu ermöglichen - das ist Ziel von "Sonnenkinder" des Stuttgarter Caritasverbandes. Seit dem 31.10.2011 besuchen die Mitarbeiterinnen Frauen, die gerade ihre Kinder entbunden haben. Bei Bedarf folgt eine Begleitung über die ersten Lebensmonate hinweg. Seit Beginn wurden über 18.000 Frauen auf den Wochenbettstationen der St. Anna-Klinik und im Marienhospital besucht, rund 1.620 Familien wurden anschließend auch zu Hause begleitet.
"Eine Geburt ist ein kritisches Lebensereignis. Je frühzeitiger Hilfe angeboten wird, umso entspannter können sich die Eltern auf den gemeinsamem Weg mit ihrem Kind machen. Und umso leichter gelingt ein bestmöglicher Start für die ganze Familie", erklärt Inge Himmel, die vor zehn Jahren das Projekt Sonnenkinder mit aufgebaut hat. Heute leitet die Diplompädagogin und Systemische Familienberaterin ein sechsköpfiges Team aus Kinderkrankenschwestern, Sozialpädagoginnen und einer Heilpädagogin. Sie hat die Erfahrung gemacht: "Es hat ganz schön angezogen, dass Familien Unterstützung brauchen."
Ihre Kolleginnen und sie gehen in die Geburtskliniken St. Anna in Bad-Cannstatt und ins Marienhospital in Stuttgart-Süd und informieren alle Eltern, dass es die Möglichkeit der Unterstützung im Anschluss an die Geburtsklinik gibt. Zuhause in den Familien beraten die Mitarbeiterinnen von Sonnenkinder zum Thema Stillen und der Alltagsorganisation mit einem Neugeborenen, helfen beim Wiegen und Versorgen der Babys und unterstützen bei der Suche nach einem Kinderarzt. Bei Bedarf vermitteln sie weitere Ansprechpartner_innen, zum Beispiel wenn die Mutter eine Wochenbettdepression entwickelt oder es in der Familie besondere Belastungsfaktoren gibt, die über die die Sonnenkinder nicht abgedeckt werden können.Das Angebot ist präventiv und niedrigschwellig: "Oft sieht man über den ersten Kontakt noch andere Probleme in der Familie und kann längerfristig beraten und helfen. Unser Job ist, dass die Familien das bekommen, was sie brauchen", sagt Inge Himmel.
Die Hilfe ist in den Kliniken sehr willkommen, im stressigen Klinikalltag bringt sie Entlastung auch für das dortige Personal. Mit seinem Angebot erreicht das Team über 90 Prozent aller Frauen, die in den beiden Kliniken entbinden. "Darauf sind wir sehr stolz", sagt Inge Himmel. "Wir lassen zwischen unseren Besuchen nie mehr als zwei Tage verstreichen, damit wir wirklich möglichstalle erreichen - deshalb kommen wir auch an den Feiertagen."
"Die Sonnenkinder sind ein Leuchtturmprojekt", sagt Armin Biermann, Bereichsleiter Kinder, Jugend, Familie beim Caritasverband für Stuttgart. "Besonders ist zum Beispiel die enge Kooperation zwischen Gesundheitswesen und Jugendhilfe, die eine am Bedarf der Frauen und Kinder orientierte Unterstützung ermöglicht. Die Mitarbeiterinnen von Sonnenkinder können im Sinne der Familien schnell und direkt handeln, ohne Zuständigkeiten extra abklären zu müssen." Eine weitere Besonderheit ist die enge Verknüpfung von ehrenamtlicher und hauptamtlicher Arbeit: Aktuell gibt es 16 ehrenamtlich tätige Sonnenkinder-Patinnen, die ebenfalls Frauen und ihre Kinder begleiten. Die Stadt Stuttgart hat wesentliche Projektergebnisse von Sonnenkinder in der Ausgestaltung der Hilfestrukturen der Frühen Hilfen übernommen. Beispiele sind die "aufsuchende" Präsenz von Mitarbeiterinnen der Kinder- und Jugendhilfe in allen Geburtskliniken in Stuttgart und die unbürokratische ambulante Unterstützung, falls Bedarf nach dem Klinikaufenthalt besteht.
Die Frühen Hilfen in Stuttgart: Kooperation der Stadt Stuttgart, Caritas und eva
Im Jahr 2011 startete das Projekt "Sonnenkinder" der Caritas mit finanzieller Unterstützung der Veronika Stiftung. Seit 1. Januar 2016 gibt es in Stuttgart ein regelfinanziertes Hilfesystem der Frühen Förderung. Das Angebot wurde dabei auf weitere Geburtskliniken ausgeweitet und die Evangelische Gesellschaft (eva) kam als weiterer Träger hinzu. In allen Fragen und Anliegen rund um die Geburt kann sich heute jede Familie in Stuttgart begleiten lassen:
- Bei "Guter Start" gehen die Mitarbeiterinnen direkt in die Geburtskliniken: Die Caritas betreut mit den Sonnenkindern die katholischen Kliniken St. Anna und das Marienhospital, die Stadt Stuttgart betreut mit ihren Mitarbeiterinnen das Robert-Bosch-Krankenhaus und die Frauenklinik.
- Hinzu kommt ein nach Stadtbezirken organisiertes familienunterstützendes Angebot für zu Hause: Die Caritas besucht Familien in sechs Stadtbezirken, die Evangelische Gesellschaft (eva) ist für fünf Bezirke zuständig.