„Das
Zusammenleben mit suchtkranken Menschen stellt für viele eine ständige
Belastung dar, was sich in erhöhten Raten stressbedingter Erkrankungen und
psychosozialer Beeinträchtigungen zeigt. Studien konnten konsistent belegen,
dass die Einbeziehung Angehöriger in die Behandlung von Abhängigkeitserkrankten
zu einer Verbesserung der kurz- und langfristigen Therapieerfolge führt.“ (Dr.
Bischof,
SuchtMagazin
1/2012, S. 30ff)
Dennoch werden Angehörige suchtmittelabhängiger Personen von dem
Suchthilfesystem nur unzureichend erreicht. Eine Antwort, Angehörige zu
erreichen und ihnen ein Beratungs- und Behandlungsangebot zu machen, ist das
von Jane Ellen Smith und Robert J. Meyers entwickelte Programm CRAFT,
Community
Reinforcement
and
Family
Training. (Jane Ellen Smith/Robert
J.Meyers
, Mit Suchtfamilien arbeiten, CRAFT: Ein neuer Ansatz
für die Angehörigenarbeit, übersetzt von Gallus Bischof und Jennis Freyer-Adam,
Psychiatrie Verlag, 1.Auflage 2013)
Dr. Gallus Bischof, Psychologischer Psychotherapeut, Senior
Researcher
an der Universität Lübeck, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie hat im
Rahmen seiner Forschungsarbeit das in den USA entwickelte Programm für
Angehörige von Alkoholabhängigen ohne derzeitige Behandlungsbereitschaft
wissenschaftlich auf seine Wirksamkeit überprüft. (Förderschwerpunkt zur
versorgungsnahen Forschung Chronische Krankheiten und Patientenorientierung; Projekt:
„Psychosoziale Intervention bei Angehörigen von Personen mit chronischer
Alkoholabhängigkeit“, Förderkennzeichen: 01GX0702)
Das Programm basiert auf verhaltenspsychologischen Grundsätzen und bedient sich
einer nicht-konfrontativen Strategie. Es zielt darauf ab, typische
Verhaltensweisen der im System beteiligten Personen besser zu verstehen. Dies
ist die Voraussetzung, um alternative Verhaltensweisen der Angehörigen im Umgang
mit den Trinkgewohnheiten des Partners anzuregen. Dabei spielen sowohl eine
positive Verstärkung von nüchternem Verhalten eine Rolle als auch das Zulassen
negativer Konsequenzen des Trinkmusters, um damit eine Reduktion des Konsums
anzuregen.
Hintergrund ist die Überzeugung, dass „die entscheidenden Faktoren für den
Verlauf (und die Überwindung) einer Suchterkrankung in der Lebenswelt des
Betroffenen zu finden sind. Therapeutisch zielt das Konzept darauf ab, durch
gezielte Beeinflussung von Verhaltenskonsequenzen die Attraktivität von
nicht-konsumierendem
Verhalten gegenüber konsumierendem
Verhalten zu erhöhen“ (
SuchtMagazin
1/2012, S. 30).
CRAFT verfolgt somit drei Ziele:
-
Es will die
substanzkonsumierende
Person beeinflussen, sich in eine Behandlung zu begeben, bzw.
-
eine Reduktion der Konsummenge
anregen und
-
die Angehörige unterstützen,
positive Änderungen in ihrem Leben vorzunehmen.
Inhalte:
-
Motivierungsstrategien für
Angehörige
-
Erfassen des Ist Zustandes
mittels einer funktionalen Analyse des Trinkmusters mit dem Ziel, die Auslöser
und Konsequenzen des Konsumverhaltens zu verstehen
-
Exploration von die Sicherheit
gefährdenden Situationen mit dem Ziel, die gewaltpräventive Strategien zu
entwickeln
-
Verbesserung der kommunikativen
Fertigkeiten, um den Austausch der Partner zu fördern und deren
Bedürfnisse wieder sichtbarer werden zu lassen (Der Kampf um und gegen das
Suchtmittel führt oft zu sprachlosem Umgang und Machtkämpfen)
-
Beeinflussung des
Konsumverhaltens durch Nutzung positiver Verstärkung und negativer Verstärkung
-
Strategien zur Verbesserung der
Lebensqualität der Angehörigen
-
Motivierung des von einer
Abhängigkeit betroffenen Partners, Hilfe in Anspruch zu nehmen
Zielgruppe:
CRAFT spricht Menschen an, die in einem engen Kontakt zu einer suchtmittelabhängigen
Person stehen und die sich nicht bzw. noch nicht von der Person trennen wollen.
CRAFT zielt auf diejenigen Angehörigen suchtmittelabhängiger Personen ab, die
selber eine Behandlung ihrer Abhängigkeit ablehnen
.
„Das
CRAFT-Konzept
stößt an seine Grenzen, wenn
Angehörige nur wenig Kontakt zu der betroffenen Person haben oder als
Behandlungsziel lediglich den Wunsch nach verbesserter Abgrenzung, bzw.
Ablösung äußern.“ (
SuchtMagazin
1/2012, S. 32)
Beratungsangebot in der PSB:
Caritas-Mitarbeiterinnen haben sich in der Arbeit mit Angehörigen suchtkranker
Menschen geschult und bieten eine Beratung nach dem Konzept von CRAFT in bis zu
12 Einzelberatungen an.