Sozialminister Manne Lucha besucht das Haus St. Barbara
Wie kann Digitalisierung in der Pflege gelingen? Mit einem Besuch in unserem Haus St. Barbara am 3. Dezember in Stuttgart-Möhringen verschaffte sich Manne Lucha hierzu einen persönlichen Eindruck. Der baden-württembergische Minister für Soziales, Gesundheit und Integration weiß bei diesem Thema aus eigener Erfahrung, wovon er spricht. Vor rund 40 Jahren hat er sein Examen als Krankenpfleger abgelegt und kennt die umständliche Dokumentation per Papier noch gut. Daher ist er überzeugt: „Wir brauchen einen Schub bei der Digitalisierung - um unser selbst willen.“
Alle Pflegeheime der Caritas Stuttgart nutzen voize
Das Haus St. Barbara war eines der ersten Pflegeheime bundesweit, das die App voize eingesetzt hat. Die sprachgesteuerte und KI-gestützte Pflegedokumentation wurde vom Start-Up voize in enger Zusammenarbeit mit der Stuttgarter Caritas entwickelt. Mittlerweile nutzen alle unsere Pflegeheime die App - insgesamt rund dreieinhalb Millionen Spracheingaben wurden inzwischen erfasst und verarbeitet.
Die App voize im Praxistest
Wie voize in der Praxis funktioniert, zeigte die pflegerische Hausleitung Filomena Nigro bei der Bewohnerin Dorothea Frey: Blutdruck messen und per Spracheingabe im Handy einfach erfassen - das funktioniert. „Do isch viel Zeit gschpart“, lobte die 81-Jährige in breitem Schwäbisch. "Ich spreche sehr schnell", erklärte Filomena Nigro. Das System erkenne diese Eigenheit, aber auch, wenn jemand Dialekt spricht oder nur gebrochenes Deutsch. Gerade für Pflegekräfte aus dem Ausland sei das eine echte Erleichterung im Arbeitsalltag. Die Idee für die Software kam den Zwillingsbrüdern Marcel und Fabio Schmidberger aus Kornwestheim, als sie den Opa im Pflegeheim besuchten und die Pflegedokumentation beobachteten. Die jungen Informatiker waren überzeugt: „Das muss doch einfacher gehen!“
Mehr Zeit für die Menschen
Die Erfahrung der letzten zwei Jahren zeigt: voize bringt einen echten Mehrwert! Laut einer Studie der Charité gewinnen Pflegekräfte durch die Sprach-App mindestens 30 Minuten am Tag - Zeit, die sie stattdessen mit Bewohnerinnen und Bewohnern verbringen können. Außerdem können über die Software zum Beispiel Bewegungs- und Trinkprotokolle erstellt oder Infos zu Medikamenten abgerufen werden. Die künstliche Intelligenz (KI) kategorisiert dabei die eingesprochenen Informationen und ordnet sie automatisch ein.
Digitalisierung braucht finanzielle Unterstützung
Ein zentrales Anliegen des CVS und von voize beim Ministerbesuch war es, auf die fehlende nachhaltige Refinanzierung im Bereich der Digitalisierung hinzuweisen. Der CVS hat insgesamt rund 310.000 Euro in die digitale Infrastruktur investiert, darunter den WLAN-Ausbau, Lizenzkosten für digitale Dokumentationssysteme wie voize und Vivendi, die Anschaffung von Smartphones für die Pflegedokumentation sowie die Personalkosten für Projektleitung und Schulungen. Davon wurden rund 250.000 Euro bisher nicht durch öffentliche Mittel refinanziert. Zusätzlich stellen laufende Lizenzkosten und notwendige Ersatzbeschaffungen von Hardware eine weitere Finanzierungslücke dar.
Der Sozialminister versprach, dieses Thema mitzunehmen für den Antrag der Bundesländer zur Digitalisierung in der Langzeitpflege: „Alles, was wir modellhaft gut hinbekommen, muss - wenn es praktikabel ist - auch in die Regelversorgung.“