Neckartalwerkstätten bekommen Preis für soziale Innovation
Im Projekt AMBOS-3D entwickelten die Kooperationspartner das Assistenzsystem, das Mitarbeiter mit Behinderungen und Betreuer zugleich unterstützt sowie die Qualität beim Packprozess sichert. Die Lösung basiert auf kostengünstigen Open-Source-Technologien und kann von jedermann nachgebaut werden.
Das Assistenzsystem unterstützt mit optischer Sensorik Menschen mit Behinderungen bei ihrer Arbeit. In den Werkstätten für Menschen mit Behinderung geht es nicht nur darum, schnell und effizient zu fertigen. Hier wird den Beschäftigten ein normales Berufsleben ermöglicht. Das steigert ihr Selbstwertgefühl, fördert die sozialen Kontakte und stiftet Sinn. Trotzdem stehen die Qualitätsanforderungen der Kunden im Mittelpunkt.
So verpacken beispielsweise die Neckartalwerkstätten im Auftrag der Firma Beck GmbH - Druckkontrolltechnik im Jahr bis zu 400 000 kleine Tütchen mit Schrauben, Schraubnippeln, einem Schlauch und einem Sicherheitshinweis. "Da muss alles 100 Prozent stimmen", betont Harald Hellstern, Fertigungsleiter in den Neckartalwerkstätten.
Viel Arbeit für die Betreuer, die in den Werkstätten darauf achten müssen, dass alles richtig verpackt wird. Mit dem neuen Kontrollsystem bleibt nun mehr Zeit für die sozialen und zwischenmenschlichen Aufgaben, die Betreuer übernehmen . "Diese Menschen stehen im Spannungsfeld zwischen Pädagogik und Produktion. Sie müssen beide Bereiche überblicken, moderieren und organisieren", informiert Christian Jauch, Mitarbeiter des Fraunhofer Instituts, der den Prozess vor Ort analysiert hat.
Markus Joisten arbeitet schon seit 15 Jahren in den Neckartalwerkstätten: Mit Pick-by-Light zeigt das Assistenzsystem ihm den nächsten Arbeitsschritt an. Über grüne und rote Lichtsignale meldet das System unmittelbar zurück, ob alles korrekt ausgeführt wurde. So sieht er gleich: "Ich mach das richtig."
Ein erster Prototyp wurde für den Packprozess der Neckartalwerkstätten umgesetzt, prinzipiell lassen sich damit aber alle manuellen Arbeitsschritte anzeigen und überwachen, andere Beispiele sind die Kommissionierung oder manuelle Montageaufgaben. Für Ambos-3D hat das Projektteam einfache und kostengünstige Soft- und Hardware eingesetzt. Was auch dazu beitragen kann, dass sich diese gute Idee weit verbreiten kann und in vielen Werkstätten ihren Platz findet.