MACH DICH STARK auf dem Internationalen Fest
Die Kampagne will – im Rahmen von MACH DICH STARK, der Initiative für Kinder im Südwesten – auf die Anliegen und Nöte armer Kinder in Baden-Württemberg aufmerksam machen und zu Solidarität mit ihnen anstiften.
Auch im wirtschaftlich prosperierenden Baden-Württemberg schafften es viele Eltern – vor allem Alleinerziehende
– nicht, ihre Kinder vor einem Leben in Armut zu bewahren. Armut werde oft vererbt.
„Kinder können sich die Situation nicht auswählen, in die sie hineingeboren werden“, so Oliver Merkelbach.
In Baden-Württemberg sei bereits jedes fünfte Kind arm oder werde von Armut bedroht. In Zahlen
seien dies 358.000 junge Menschen im Land, so der Diözesancaritasdirektor.
MACH DICH STARK, im September 2016 gegründet, will nicht nur auf diesen Missstand aufmerksam
machen, sondern aktiv etwas dagegen tun. Arme Kinder sollen beispielsweise Nachhilfeunterricht bekommen,
ein Musikinstrument lernen können oder im Sportverein mitmachen dürfen, um Talente und
Fähigkeiten zu entwickeln wie ihre Altersgenossen. Dazu soll eine breite Initiative entstehen. Mitmacher
seien „höchst willkommen“, so Oliver Merkelbach. „Jede und jeder kann mitmachen: Ehrenamtliche,
Verbände, Unternehmer, Parteien oder Gewerkschaften.“
Diözesancaritasdirektor wirbt um Mitmacher: „Jede und jeder ist höchst willkommen“
Elisabeth Renz, Sozialarbeiterin des Caritasverbandes der Diözese Rottenburg-Stuttgart, untermauerte die Aussagen Oliver Merkelbachs mit ihrer Erfahrung mit benachteiligten Kindern und Jugendlichen: „Sie brauchen vor allem Menschen, die für sie da sind, die ihnen bei Problemen zur Seite stehen und Interesse an ihnen zeigen.“ Diese könnten als Mentoren, Paten oder einfach nur als Freunde wertvolle Ansprechpartner sein, die mit den jungen Menschen auch einmal etwas unternehmen.
Benachteiligten Kindern und Jugendlichen wollten vor allem an kulturellen und gesellschaftlichen Aktivitäten teilhaben. Dazu gehöre der kostenlose Zugang zu Konzerten, Theater, Musikschule oder Vereinen. Dabei gehe es nicht um den finanziellen Vorteil, sondern vor allem um Kontakt zu anderen, um Aufnahme in die Gesellschaft oder einzelne Familien, so Elisabeth Renz. Der schlechte Betreuungsschlüssel und die knappen Ressourcen der Jugendhilfeeinrichtungen erschwerten eine gute individuelle Begleitung der jungen Menschen. In stationären Wohngruppen sei beispielsweise keine Vormittagsbetreuung vorgesehen. Werde ein Kind jedoch krank oder habe es in der Schule Probleme, müsse es am Vormittag betreut werden. Diese Zeit werde dann von der individuellen Betreuung am Nachmittag abgezogen, so Elisabeth Renz.
„Junge Menschen müssen schlagartig allein durchs Leben kommen“
Sie machte auch auf ein weiteres Problem aufmerksam: „Solange die jungen Menschen in Jugendhilfeeinrichtungensind, können die Pädagoginnen ihnen zur Seite stehen. Doch sobald sie erwachsensind, werden sie in der Regel aus der Jugendhilfeeinrichtung entlassen. Dann müssen sie schlagartig auf eigenen Beinen stehen und als ‚Einzelkämpfer‘ oder ‚Überlebenskünstler‘ durchs Leben kommen. “Gerade beim Übergang vom geschützten Leben in einer Einrichtung in die Selbstständigkeit brauchten sie Unterstützung, um ihren neuen Lebensabschnitt meistern zu können, so Renz. Nötig seien in erster Linie eine Wohnung, Geld und vor allem stabile soziale Beziehungen.
Die jungen Erwachsenen könnten in dieser Situation nicht – wie ihre Altersgenossen – auf verlässliche Strukturen einer intakten Familie, auf die Hilfe durch ihre Eltern oder auf ein soziales Umfeld bauen. In diesem Zusammenhang lobte Elisabeth Renz den Ansatz von MACH DICH STARK und regte an: „Ich hoffe, dass die Initiative MACH DICH STARK auch durch das politische Wirken der Projektpartner mittel-und langfristig ein Umdenken bewirken kann, sodass sich die Rahmenbedingungen in der Jugendhilfe auch für junge Erwachsene positiv ändern.“
Hintergrund:
Im Rahmen seines 100-Jahr-Jubiläums 2018 macht der Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart mit der Kampagne „Kinderarmut wohnt nebenan“ auf das Thema Kinderarmut aufmerksam. Damit will er auch MACH DICH STARK, die Initiative für Kinder im Südwesten, nachhaltig unterstützen.