Alltagshelden
Hilfe in Zeiten von Corona
Salim Dilek steht seit sechs Uhr in der Küche in der Olgastraße 46 und packt Frühstückstüten. Auf die fertigen Tüten schreibt sie: Käse oder Wurst. Kevin Mayle schiebt die Päckchen mit einem langen Kochlöffel über den Tisch am Eingang der Tagesstätte für Obdachlose. Dazu hat der junge Mann, der sein Freiwilliges Soziales Jahr hier macht, ein Lächeln und ein freundliches "Guten Morgen" für jeden, der an diesem sonnigen Morgen kommt.
Es sind besondere Zeiten. Nichts ist mehr so, wie vor den Tagen von Corona. Wobei eines auch in diesen Krisenzeiten, die das ganze Land, die ganze Welt erfasst haben, geblieben ist: Es gibt viele Menschen, die auch jetzt für andere da sind. Menschen wie Salim Dilek, Kevin Mayle und sein FSJ-Kollege Jan Herrmann, der die Besucher_innen einzeln ins Haus lässt, gehören ebenso dazu wie die vielen anderen, die in den Diensten des Caritasverbandes für Stuttgart für ihre Mitmenschen da sind. Auch heute, auch in Zeiten von Corona.
Einblicke in die Arbeit der Tagesstätte Olga46
Vor der Tür warten schon am frühen Morgen ein Dutzend Männer und Frauen. Sie sind sehr geduldig und wenn einer zu nahe an den anderen herantritt, schallt es aus den Reihen: "Abstand halten, Mann!" "Die Menschen sind einfach nur dankbar", sagt Kai Koch, Mitarbeiter in der Olgastraße: "Toll, dass ihr jetzt auch an uns denkt". Morgens gibt es Frühstück über die "Ladentheke", dazu, wer braucht, eine Duschmarke. Mittags können sich die Menschen ein Essen abholen und wer Kleidung benötigt, bekommt auch diese. Essen müssen die Menschen freilich draußen. Die Tische in der Olgastraße bleiben leer. Doch für die Mitarbeiter_innen in der Tagesstätte ist klar: "Natürlich werden wir auch weiter für die Menschen da sein."
Beratung übers Smartphone in der Jugendhilfe
Wir fahren weiter zur Jugend- und Familienhilfe in Bad Cannstatt. Beate Salwek und ihre Kolleg_innen des Dienstes "Hilfen zur Erziehung" organisieren diesen Notfalldienst. Sie versuchen ihre Unterstützung auch ohne direkte Kontakte aufrecht zu erhalten: Telefonanrufe ersetzen, da wo es verantwortbar ist, die Hausbesuche, in Notfällen gehen die Mitarbeiter_innen auch nach wie vor zu den Familien. Es ist ein Balanceakt: Die Corona-Krise verschärft die auch in "normalen" Zeiten schwierige Situation in den Familien. Kontakt halten und da sein, wenn es nötig ist, ist jetzt das oberste Gebot.
In die "SoFa" -Gruppe (Sozialraumorientierte Familienangebote) in Cannstatt dürfen an diesem Tag noch vier Kinder kommen. Moritz Herbrik und die Semesterpraktikantin Jana Schabert stehen am Vormittag noch alleine in den Räumen in der Waiblingerstraße. Doch auch an diesem Tag wollen sie für die Kinder kochen, mit ihnen raus gehen; wenn keine Spielplätze mehr offen sind und schon das Fahren mit der Straßenbahn gefährlich sein könnte. Dass man sich bei der Begrüßung die Hand gibt, das haben die Kinder hier gelernt. Jetzt dürfen sie das nicht mehr. Aber in die Augen schauen, das geht noch. Auch mit zwei Metern Abstand.
Die Lage in unseren CAP-Märkten
Abstand zu anderen Menschen zu wahren, das ist für Daniella Russ und ihre Kolleg_innen im CAP-Markt in Untertürkheim kaum möglich. Es kam Ware an. Normalerweise bestellen sie 800 Artikel am Tag, jetzt sind es oft bis zu 2.000. Und manche davon sind kaum, dass sie in den Regalen sind, auch schon wieder weg. Mehl, natürlich Klopapier und, Sven Rockel, der am Kühlregal Palette um Palette einräumt, staunt: Hefe. "Es ist anstrengend", sagt er und lacht dabei aber immer noch freundlich und packt einfach an. Daniella Russ hat hier als Teilzeitkraft vor 15 Jahren angefangen, heute leitet sie den Markt, in dem auch Menschen mit Handicap arbeiten und trotz aller Anstrengung, die man ihr ansieht, strahlt auch sie: "Das Klima unter uns Kolleg_innen ist super. Wir kriegen das hin." An der Kasse diskutiert derweil eine Mitarbeiterin mit Kunden und weist sie darauf hin, dass sie nur eine Packung Maultaschen mitnehmen dürfen. Sie tut das freundlich und bestimmt und wechselte dabei ganz lässig von deutsch ins Italienische und wieder zurück. Draußen vor dem Laden steigt eine Kundin vom Rad: "Entschuldigen Sie, gibt es hier noch Klopapier?"