Seit 2016 unterstützt das Caritas-Projekt ZIFA-jobcoaching Menschen in Stuttgarter Flüchtlings-unterkünften bei der Suche nach einem Arbeitsplatz. Claudia Daigler von der Hochschule Esslingen hat das Projekt wissenschaftlich begleitet und stellt in ihrem Abschlussbericht Erfolgsfaktoren vor, wie berufliche Integration gelingen kann. "Erwerbsarbeit ist für Menschen mit Fluchthintergrund ein zentraler Schlüssel, um ein selbstbestimmtes und gesellschaftlich anerkanntes Leben führen zu können", erklärt die Professorin. Für die Studie wurden Geflüchtete über zweieinhalb Jahre hinweg auf ihrem Weg in den Arbeitsmarkt begleitet und zu ihren Erfahrungen befragt. Untersucht wurde dabei, was geflüchtete Menschen selbst als hilfreich und unterstützend erleben. Das sind Erkenntnisse:
- Besonders Frauen erreicht man gut, wenn man mit der Beratung zu ihnen geht und sie aktiv anspricht
- Sogenannte Peer-to-Peer-Ansätze funktionieren besonders gut, wenn also Geflüchtete anderen Geflüchteten helfen und ihre Erfahrung weitergeben können
- Die Beratung sollte "auf Augenhöhe" stattfinden, also nicht über die Köpfe der Betroffenen hinweg
- Fürsprache und Unterstützung zum Beispiel bei der Begleitung zu Ämtern ist sehr wichtig für den Integrationserfolg
"Bei unserer Arbeit orientieren wir uns daran, was die Geflüchteten tatsächlich brauchen und was nachhaltig wirkt. Wir haben den Vorteil, dass wir die Menschen in ihrer gesamten Lebenssituation sehen und sie über einen langen Zeitraum begleiten können", erklärt Anke Beiderhase, die Leiterin von ZIFA-jobcoaching bei der Stuttgarter Caritas. "Dieses gegenseitige Vertrauen ist ein entscheidender Erfolgsfaktor."
Das Projekt
2016 wurde ZIFA-jobcoaching als übergreifendes Pilotprojekt der Bereiche Arbeit sowie Migration und Integration eingerichtet. Ziel ist es, Menschen in Flüchtlingsunterkünften bei der Arbeitsintegration zu unterstützen. Seither wurden mehr als 470 Menschen beraten, 260 Teilnehmende konnten in Arbeit, Ausbildung und Praktika vermittelt werden, davon knapp 50 Teilnehmer_innen in eine Ausbildung. 2019 wurde ein Schwerpunkt "Frauen mit aufsuchender Beratung" eingerichtet - dadurch stieg der Anteil der Frauen sprunghaft auf mehr als 60 Prozent an. Durch die aufsuchende Beratung gelingt es, Frauen anzusprechen, die aus den verschiedensten Gründen, wie zum Beispiel fehlende Kinderbetreuung, den Weg in die Büroräumlichkeiten von ZIFA-jobcoaching nicht finden würden. In den nächsten Jahren soll die aufsuchende Beratung und der Peer-to-Peer Ansatz weiter ausgebaut werden. ZIFA-jobcoaching wird gefördert durch den Zweckerfüllungsfonds FlüchtlingsHilfen in der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Der Schwerpunkt "Frauen" im Projekt wird gefördert durch die Deutsche Fernsehlotterie und die Margarethe Müller-Bull-Stiftung.
Wissenschaftliche Begleitung
Evaluiert wurde die Arbeit des Projektes durch Prof. Dr. Claudia Daigler von der Fakultät Soziale Arbeit, Bildung und Pflege der Hochschule Esslingen über den Zeitraum 2019 bis Ende 2021. Der jetzt vorgestellte Abschlussbericht enthält ein Monitoring, neun Kurzportraits sowie Empfehlungen für die Weiterarbeit. Die Basis dafür bildeten Gespräche mit den Mitarbeiterinnen sowie 25 Interviews mit geflüchteten Frauen und Männern, deren Bleibeperspektive prekär ist und die eine (Arbeits-)Perspektive in Deutschland entwickeln wollen. Den Bericht finden Sie auf unserer Homepage unter https://www.caritas-stuttgart.de/hilfe-beratung/migration-integration-und-flucht/fluechtlingshilfe/zifa-jobcoaching/zifa-jobcoaching