Aus Zufällen kann viel entstehen
Gerne gibt Alfons Günnigmann (r.) sein Wissen als Seniorenlotse weiter. Er schätzt die vielfältigen Informationen, die er als Ehrenamtlicher dazu bei den monatlichen Treffen bekommt.Harald Westbeld
55 ist doch noch etwas jung, um sich Angebote fürs Alter auszudenken, haben die Initiatoren der Kolpingsfamilie Saerbeck beim ersten Versuch im Programm "Aktiv im Alter" erfahren. "Nur" ein Drittel der angeschriebenen Bürger sei der Einladung ins Pfarrheim gefolgt, sagt der Vorsitzende Alfons Bücker. Immerhin waren das noch gut 100, und ihre Ideen tragen nach Jahren weiterhin. Bridgerunden haben sich gebildet, regelmäßig gehen Wander- und Radgruppen auf Tour, und 30 Interessierte haben über Jahre bei der Volkshochschule einen Englischkurs belegt.
Das Erfolgsprinzip ist in Zusammenarbeit mit der Gemeinde über die Jahre mehrfach wiederholt worden, dann allerdings ab dem Alter von 60. Die wichtige Erkenntnis dabei: "Es kommen nicht nur die üblichen Verdächtigen, die schon überall aktiv sind", stellt Bücker fest. Es seien auch Bürger, die gar nicht wüssten, was alles angeboten werde, weil sie keine Zeitung läsen. Daraus ist die Idee entstanden, einen Wegweiser für ältere Mitbürger zu erstellen. Zusammengetragen hat ihn die "Anlaufstelle für Senioren", eine von 100 in Deutschland, deren Aufbau vom Bundesfamilienministerium gefördert worden ist und die jetzt ehrenamtlich fortgeführt werden muss.
Was ihre Themen sind, ist mit einem World-Café zu den Bereichen Wohnen, Pflege und Freizeit erarbeitet worden. In den früheren Runden sei es mehr darum gegangen: "Was kann ich machen?", erläutert Alfons Bücker. Jetzt liege der Schwerpunkt auf Beratung und Unterstützung, nicht zuletzt mit dem Ziel, länger selbstständig zu Hause wohnen bleiben zu können. Dafür ist auch der Caritasverband Emsdetten-Greven als Kooperationspartner mit im Boot.
Kernstück der Beratung sind die 24 ehrenamtlichen Seniorenlotsen, die die Anlaufstelle ausgebildet hat und weiter begleitet. "Die Hälfte davon war vorher nicht aktiv in der Gemeinde", freut sich der Kolping-Vorsitzende. Auf Alfons Günnigmann trifft dies nicht zu. Er war schon Bürgermeister und auch sonst vielfach engagiert. Sein Wissen bietet er jetzt in der Sprechstunde im Mehrgenerationenhaus an. Noch sei die Nachfrage verhalten, aber diese Erfahrung gebe es auch aus anderen Gemeinden: "Ein Jahr muss man mindestens durchhalten", ist ihm klar.
Thema ist nicht zuletzt das gemeinsame Ausfüllen der Vorsorgemappe, ebenfalls ein Produkt der Anlaufstelle mit großer Nachfrage. Günnigmann schätzt die vielfältigen Informationen, die die Seniorenlotsen bei ihren monatlichen Treffen erhalten. Zum Beispiel hat sich der Verein "Anti-Rost" aus Münster neulich vorgestellt. Das soll ein nächstes Projekt werden, zwei Freiwillige haben sich dafür gemeldet und die Idee eines ehrenamtlichen Handwerkerservice angestoßen.