Die geplanten Kürzungen bei Kindern, Jugendlichen, Familien und im sozialen Bereich sind für die freien und kirchlichen Träger in Stuttgart nicht akzeptabel. Sollten die pauschalen Kürzungen von bis zu 15 Prozent für die Einrichtungen der Jugendhilfe und der sozialen Daseinsfürsorge im Doppelhaushalt 2026/2027 beschlossen werden, würde dies die Strukturen existentiell gefährden, die Stuttgart zu einer lebenswerten Stadt machen. Einsparungen in dieser Größenordnung, vorgenommen mit dem "Rasenmäher", führten dazu, dass Kindern, Jugendlichen und Familien, die Unterstützung benötigen, nicht mehr ausreichend geholfen werden kann. Daraus erwachsen Gefahren, nicht nur für das Zusammenleben, sondern für das Vertrauen in die Demokratie.
"Die aktuell diskutierten Kürzungen gleichen einem Kahlschlag und gefährden den Zusammenhalt und den sozialen Frieden in unserer Stadt", sagt Pfarrer Klaus Käpplinger, Sprecher des Vorstands der LIGA der freien Wohlfahrtspflege Stuttgart.
Benachteiligte Kinder und Jugendliche noch mehr unter Druck
Die aufsuchende Arbeit (etwa der Mobilen Jugendarbeit oder der Schulsozialarbeit) müsste reduziert werden. Und dass, obwohl gerade dadurch Fachkräfte mit jungen Menschen in Kontakt kommen, die nur ungenügende Unterstützung aus ihrem sozialen Umfeld erhalten und von einer vertrauensvollen Beziehung für ihren Lebensweg stark profitieren. Die vorgeschlagenen pauschalen Kürzungen im Bereich Jugend und Bildung würde diese Beziehungsarbeit in einem unverantwortlichen Maß einschränken.
Wartezeiten auf Termine bei Beratungsstellen würden noch länger als bisher. Und dass, trotz der belegten dramatischen Zunahme psychischer Belastungen junger Menschen, bei denen eine möglichst umgehende therapeutische Hilfe angezeigt ist. Bereits jetzt müssen junge Menschen bis zu sieben Wochen warten für eine erste Beratung warten, die sich wegen depressiver Verstimmung oder einer Essstörung beispielsweise beim Gesundheitsladen Stuttgart melden. Es ist unverantwortlich, diesen Zeitraum noch länger zu dehnen.
"Prävention wirkt. Jeder dort eingesetzte Euro spart unserer Gesellschaft langfristig erhebliche Folgekosten. Das gilt nicht nur für die Kinder- und Jugendhilfe, sondern für die soziale Arbeit insgesamt", sagt Alexandra Stork, Vorständin des Caritasverbandes Stuttgart.
Angebot zur Mitarbeit beim Konsolidierungsprozess
Die in der Liga organisierten freien Träger bieten seit Jahren ihre aktive Mitwirkung an einem Prozess der Transformation der Kinder- und Jugendhilfe unter den Bedingungen knapper werdender Mittel an. "Wir sind zu einem konstruktiven Prozess zur Lösung der Finanzprobleme bereit und bringen unsere Vorschläge ein, die wir zu Entbürokratisierung, Entlastung und Effizienzsteigerung erarbeitet haben", sagt Nora Yildirimvon der Geschäftsführung derAWO Stuttgart. Bislang wurden diese Vorschläge von der Verwaltung nicht ausreichend wahrgenommen.
Längerer Vorlauf nötig
Dass jetzt unter einem immensen Zeitdruck und ohne öffentliche Diskussionen über zentrale Fragen der sozialen Daseinsvorsorge entschieden werden soll, empört die Verantwortlichen der freien und kirchlichen Träger. "Kürzungen der Mittel bedeuten den Wegfall von Beratungsangeboten und auch den Verlust von Fachkräften. Wir haben keine Möglichkeit, diese Kürzungen zu kompensieren. Bis heute wissen wir nicht, wie es am 1.1.2026 weitergehen soll - das ist arbeitsrechtlich hoch problematisch", sagt Dagmar Preiss, Geschäftsführerin des Gesundheitsladens e.V., der Mitglied im Paritätischen Wohlfahrtsverband ist.
Die angekündigten Kürzungen sind in dieser Höhe verantwortungslos und ungerecht. Aber selbst Kürzungen in einem geringeren Ausmaß brauchen einen längeren zeitlichen Vorlauf von mindestens sechs Monaten, um umgesetzt werden zu können.
Abbau von Bürokratie und Doppelstrukturen
An verschiedenen Stellen haben die freien Träger deutlich gemacht, dass der Abbau von Bürokratie und Doppelstrukturen erhebliche Kosteneinsparungen erbringen würden. Dies gilt auch für die interne Organisation innerhalb der Stadtverwaltung. Es sollte selbstverständlich sein, dass die Kosteneinsparungen, die hier zu erzielen wären, mit erster Priorität verfolgt werden, bevor Leistungen für junge Menschen und ihre Familien gekürzt werden.
Priorisierung der Ausgaben für Kinder, Jugendliche und Familien
Die in der Liga organsierten Träger verlangen einhellig: Sollte sich herausstellen, dass Kürzungen unabwendbar sind, muss jede Verbesserung der Haushaltslage konsequent und nachhaltig in den sozialen Bereich fließen und der Unterstützung von Kindern und Jugendlichen zugutekommen. Das gilt ebenso für die Verwendung der Bundes- und Landesmitteln, die der Stadt Stuttgart zugänglich gemacht werden. "Wir fordern ganz klar eine Priorisierung der kommunalen Ausgaben zugunsten von Kindern, Jugendlichen und Familien", sagt Klaus Käpplinger, Liga-Vorstandssprecher und Vorstandsvorsitzender der Evangelischen Gesellschaft eva.
Eine gemeinsame Pressemitteilung der Liga Stuttgart.