"Die Demokratie ist das höchste Gut, das wir in unserer Gesellschaft haben. Denn die demokratische Grundordnung und unser Grundgesetz schützen die Würde jedes Menschen und dienen uns allen als Schutz vor politischer Willkür, die in zahllosen anderen Ländern auf der Welt Millionen Menschen Repressionen, Unfreiheit, Gewalt und Diktatur aussetzt. Doch auch in unserem Land ist Demokratie nicht selbstverständlich. Auf ganz drastische Weise haben zuletzt die Enthüllungen des gemeinnützigen Recherchezentrums Correctiv deutlich gemacht, wie unsere Demokratie auf eine abscheuliche und menschenverachtende Weise von rechts angegriffen wird. Deshalb ist es an uns allen, unsere Demokratie zu verteidigen. Gerade jetzt braucht sie unser Aufbegehren umso mehr, damit sie weiterhin uns Bürger_innen schützen kann.
Der Caritasverband für Stuttgart ist nicht nur Anbieter von sozialen Dienstleistungen, sondern vor allem eine wichtige Stütze für eine demokratische Gesellschaft. Unsere Arbeit sichert sozialen Frieden. Gerade in dieser Zeit wollen wir unsere politische Ausrichtung einsetzen und uns einmischen. Wir stehen uneingeschränkt auf der Seite der Demokratie. Dies haben wir auch unseren Mitarbeitenden gegenüber kommuniziert. Auf der Grundlage des christlichen Glaubens, der allgemeinen Menschenrechte und des Grundgesetzes der Bundesrepublik stehen wir für Vielfalt in der Gesellschaft und in unserem Verband. Die Würde eines jeden Menschen ist unantastbar und jeder Mensch ist uns willkommen. Denn als Caritasverband für Stuttgart stehen wir - deswegen haben wir es auch in unserem Leitbild verankert - für Wertschätzung allen Menschen gegenüber, Offenheit und Ehrlichkeit sowie den Einsatz für eine vielfältige und diskriminierungssensible Gesellschaft. Wir sind da für Menschen unabhängig von ihrer Herkunft, Religion, sexueller und geschlechtlicher Identität, ihren Fähigkeiten oder ihres Alters.
Dies alles gilt auch gegenüber unseren Mitarbeitenden und unseren Klient_innen. Denn auch unter ihnen sind Menschen, die sich durch omnipräsente rechte Hetze, Parolen und Bedrohungen im Internet, aber auch in alltäglichen Situationen eingeschüchtert und bedroht fühlen. Die Angst haben, dass sie unser Land verlassen müssen, weil AfD- und Mitglieder der bisher der CDU/CSU-nahen, so genannten "Werteunion", Neonazis und noch mehr Anhänger einer rechten Gesinnung in ihrer menschenverachtenden und rassistischen Überzeugung ersonnen haben, Menschen mit Migrationshintergrund und deren Unterstützer_innen zu deportieren. Dieser sprachliche Duktus ist nicht hinnehmbar und lässt einem das Blut in den Adern gefrieren.
Als Caritasverband für Stuttgart machen wir deshalb deutlich, dass unser Verband für alle Mitarbeitenden und Klient_innen ein sicherer Ort ist. Rechtes Gedankengut, Hass und menschenverachtende, rassistische Überzeugungen haben keinen Platz in unserer Dienstgemeinschaft, in unseren Einrichtungen und Diensten. Deshalb werden Mitarbeitende, die im Rahmen ihrer Tätigkeit rechtes Gedankengut verbreiten sollten, Konsequenzen des Dienstgebers erfahren (vgl. GrO Art. 7 (3). Am vergangenen Wochenende sind deutschlandweit hunderttausende - in Stuttgart waren es mehrere zehntausend - Menschen friedlich auf die Straße gegangen, um ein Zeichen zu setzen. Für die Vielfalt in unserem Land, für Solidarität, für die Achtung der Menschenwürde, für den Schutz unserer Demokratie. Damit haben sie gezeigt: Wir sind mehr. Mehr, die für die Freiheit unseres Landes einstehen und bereit sind, sich gegen die zu verteidigen, die mit einem hasserfüllten und menschenverachtenden Vorgehen versuchen, Solidarität und Frieden im Land zu vergiften.
Was wir am Wochenende in ganz Deutschland und auch hier in unserer Stadt erlebt haben, passt dabei hervorragend zur Jahreskampagne der Caritas in ganz Deutschland. 'Frieden beginnt bei mir' ist ihr Titel und die Kampagne will zeigen, was jede und jeder Einzelne zum Frieden beitragen kann. Hunderttausende haben am Wochenende ihren Beitrag zum Frieden in unserem Land geleistet. Das macht Mut und motiviert uns, in unserem Verband auch weiter unsere Arbeit zu tun, mit der wir die sozialen Grundlagen unserer demokratischen Grundordnung sichern."