Außerdem stelle die Debatte geflüchtete Menschen unter Generalverdacht und erschwere deren Integration und Teilhabe.
"Bezahlkarten für Geflüchtete sind eine populistische Nebelkerze in der aktuellen Debatte um Migration - sie suggerieren eine einfache Lösung, die keine ist", erklärt der Stuttgarter Caritas-Vorstand Uwe Hardt. Befürworter der Geldkarte vertreten die Meinung, dass durch Geldtransfers Schlepperbanden finanziert und Menschen zur Flucht nach Deutschland animiert werden. "Diese Debatte führt in die falsche Richtung und stellt Geflüchtete unter Generalverdacht", kritisiert Hardt. Schließlich bestätige die Migrationsforschung, dass sogenannte "Pull-Faktoren" nur zu einem geringen Teil für die Migration verantwortlich seien - sprich: Ob ein Land attraktive Sozialleistungen bietet, entscheidet nicht wesentlich darüber, ob Geflüchtete dorthin kommen. Auch die implizite Behauptung, dass Geldtransfers vorwiegend aus Sozialleistungen stammen, sei keinesfalls belegt: "Viele Geflüchtete stehen in Lohn und Brot und unterstützen mit ihrem Ersparten Verwandte in ihrer Heimat - daran ist nichts Verwerfliches."
Mit Bezahlkarten soll bewirkt werden, dass Geflüchtete stark in ihrem Konsum beschränkt werden und kein bzw. kaum mehr Bargeld zur Verfügung haben. "Das führt zu Stigmatisierung und Ausgrenzung", befürchtet Hardt. "Ich denke da zum Beispiel an Kinder, die in der Schule Ausflüge oder Materialgeld in bar bezahlen müssen und sich so bloßgestellt fühlen." Auch die Eröffnung von Bankkonten, der Einkauf beim Bäcker und im Gemüseladen ums Eck seien so kaum mehr möglich. Führende Discounter hätten zudem bereits angekündigt, dass sie Geldkarten nicht anerkennen würden. "Bezahlkarten erschweren Integration und Teilhabe", so der Stuttgarter Caritas-Vorstand.
Nicht zuletzt entstünde durch die mögliche Einführung von Bezahlkarten ein enormer zusätzlicher Verwaltungsaufwand - und das in einer Stadt, deren Verwaltung unter den aktuellen Bedingungen bereits am Rande ihrer Belastbarkeit steht.