"Wir können uns Armut nicht leisten!"
Die Armutsbekämpfung der Landesregierung war in den vergangenen fünf Jahren nicht wirklich erfolgreich (v. l.): Armutsexpertin Michaela Hofmann, Hermann Zaum (LAG-Vorsitzender), Detlef Hüwel (Landespressekonferenz) und Diözesan-Caritasdirektor Dr. Frank Hensel (Köln).Markus Lahrmann
"Wir können uns Armut nicht leisten", sagt Hermann Zaum, Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege NRW. "Es geht um Menschenwürde, es geht um den Zusammenhalt unserer demokratischen Gesellschaft und es geht um die Zukunftsfähigkeit unserer Volkswirtschaft. Menschenwürde setzt Teilhabe und Respekt voraus.
Wenn ganze Stadtteile abgehängt werden, gefährdet das unsere Demokratie. Und wenn wir zulassen, dass junge Menschen ohne Schul- oder Berufsabschluss bleiben, dann setzen wir die Zukunftsfähigkeit unserer Volkswirtschaft aufs Spiel."
Etwa jeder siebte Einwohner von NRW ist arm, das sind 2,6 Millionen Menschen. Rund 1,6 Millionen Menschen beziehen staatliche Unterstützung im Rahmen der Grundsicherung (Hartz IV).
Angesichts der konstant hohen Anzahl von Kindern in Armut und der ansteigenden Altersarmut resümiert Dr. Frank Johannes Hensel, Vorsitzender des Arbeitsausschusses Armut und Sozialberichterstattung der Freien Wohlfahrtspflege NRW: "Es geschieht zwar das eine oder andere, aber die Wucht, die die Armutsbekämpfung braucht und verdient, wurde nicht entfaltet." Er fordert deshalb ein Mehr an Engagement und Leistungen für Kinder und Jugendliche im Rahmen der Lernförderung und der Unterstützung von Familien durch "Frühe Hilfen".
Im vorliegenden Sozialbericht 2012 der Landesregierung NRW sehen die Wohlfahrtsverbände eine gute Grundlage für ein vorausschauende Sozial-, Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik. Die Ankündigung aus der Mehrheitsfraktion jedoch, im kommenden Jahr strukturelle Einschnitte im Landeshaushalt vorzunehmen, sehen die Wohlfahrtsverbände mit Sorge.
Hermann Zaum: "Wenn es die Landesregierung ernst meint mit der Armutsbekämpfung, dann ist im Sozial- und Bildungshaushalt und vor allem bei den Kindern und Jugendlichen nicht zu sparen!"
Hintergrund: Was das Leben in Armut für die Betroffenen selbst bedeutet, ist eher Teil des Boulevards als einer ernsthaften öffentlichen Diskussion. Dem will die Freie Wohlfahrtspflege NRW etwas entgegensetzen und "Armen eine Stimme geben".
Unter diesem Titel hat die Freie Wohlfahrtspflege erstmals 2007 und aktuell 2012 erneut die Perspektive von Menschen in der Grundsicherung im Rahmen eines eigenen Kapitels in den Sozialbericht des Landes NRW eingebracht. Der aktuelle Beitrag ist auch als Broschüre erschienen. Darüber hinaus sind fünf jeweils rund 3-minütige authentische Filme mit Betroffenen entstanden, die sie im unteren Bereich dieser Seite finden.
Armen eine Stimme geben
Was Armut für Betroffene, für jeden Einzelnen bedeutet, ist selten Teil der öffentlichen Diskussion. Dem will die Freie Wohlfahrtspflege NRW etwas entgegensetzen - und "Armen eine Stimme geben". Dazu gibt es eine Broschüre: Armen eine Stimme geben.
Bezug über
Tel. 02 02 / 28 22-4 38
E-Mail: presse@freiewohlfahrtspflege-nrw.de
Informationen von der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege NRW zur Veröffentlichung des Landessozialberichtes NRW am 05. September 2012.
Kontakt: www.freiewohlfahrtspflege-nrw.de