Junge Menschen für die Pflege begeistern
Mit der Jörg-Ratgeb-Schule in Neugereut hat im Februar die vierte Schule in Stuttgart eine offizielle Bildungspartnerschaft mit einer Altenhilfeeinrichtung im Caritasverband für Stuttgart unterzeichnet. Partner der Jörg-Ratgeb-Schule ist das Pflegeheim St. Monika, mit dem schon seit 1984 eine Kooperation und verschiedene Kontakte bestehen.
Offizielle Bildungspartnerschaften haben ebenfalls das Haus Adam-Müller-Guttenbrunn unterzeichnet, Partner ist hier die Rilke-Realschule in Stuttgart-Rot, das Haus St. Ulrich in Mönchfeld hat als Partner die Herbert-Hoover-Schule und das Haus St. Barbara in Möhringen ist mit der Anne Frank Realschule verbunden.
"Unser Ziel ist es, jungen Menschen frühzeitig den Kontakt mit dem Alter zu ermöglichen", formuliert Sebastian Menne, Leitungsassistent im Bereich Altenhilfe die Idee, die hinter den Bildungspartnerschaften steckt. Junge Menschen kommen in Kontakt mit Alten, Beziehungen können entstehen und Vorurteile werden abgebaut. Ein wichtiges Ziel der Bildungspartnerschaften ist es, Schülerinnen und Schüler neugierig zu machen für die Berufe, die die Altenhilfe bietet. Mit den Partnerschaften hat der Caritasverband auch die Möglichkeit, sich als attraktiver und kompetenter Ausbildungsbetrieb und Arbeitgeber vorzustellen.
Dabei profitieren von den Bildungspartnerschaften beide Seiten: Sie erweitern und entwickeln die meist schon länger bestehenden Verbindungen zwischen den Schulen und den Einrichtungen. Die Altenhilfeeinrichtungen werden zu festen Partnern in der Berufsorientierung an den Schulen: So bieten die Einrichtungen etwa verbindliche Praktikumsplätze im Rahmen der Berufsorientierung an den Schulen, die Partnerschaften gewähren den verbindlichen Rahmen und stellen auch die Anleitung bei den Praktika sicher. Neben den Praktikumsplätzen für einzelne Schüler kommen Mitarbeitende und Azubis als Ausbildungsbotschafter aus der Altenpflege in die Schulen und bieten Unterrichtseinheiten an. Hier können die Schülerinnen und Schüler etwa mit Hilfe von sogenannten Alterssimulationsjacken und -brillen am eigenen Leib erfahren, was es auch körperlich bedeutet, alt zu sein: Wenn die Augen und Ohren schwächer werden oder die Beine nicht mehr die Kraft haben, Treppen zu steigen.
Am Ende solch einer Unterrichtseinheit sagen die Schülerinnen häufig, sie hätten nicht gedacht, dass die Altenpflegeausbildung so interessant sei, sagt die Ausbildungsleiterin Sabine Eisele.
An besonderen Projekttagen besuchen Schulklassen die Einrichtungen der Altenpflege im Caritasverband. Sie backen mit den Seniorinnen und Senioren gemeinsam Waffeln, basteln Türschilder oder spielen Mensch-Ärgere-Dich-Nicht. Und die Jungen merken im Gespräch mit den Alten schnell, dass man sich, unabhängig von Lebensjahren, in manchen Dingen auch nahe ist. So antwortete eine 80jährige auf die Frage eines Schülers, was sie denn gerne machen würde, wenn sie nochmal jung wäre: "Ich würde gerne Party machen".
Bei Hausmessen und bei Berufswahlspielen (ready steady go) werden die Schülerinnen und Schüler zusätzlich informiert und beim Bewerbertraining unterstützt.
Und neben den offiziellen Angeboten entstand bereits an allen Schulen ein "bunter Strauß" an Begegnungen im Alltag: Schulchöre kommen in die Einrichtungen oder Theatergruppen geben kleine Gastspiele. Die Jungen "bringen Leben ins Heim", wie es Julian Marx, Personalreferent beim Caritasverband, formuliert. Und die Jungen profitieren von der Lebenserfahrung der Alten und bekommen vielleicht Anregungen dafür, wie sie ihren beruflichen Lebensweg gestalten können.