Ein Meer aus Lichtern für Menschen in Not
Auch die Caritas in Stuttgart, die in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen feiert, war mit dabei und schuf auf dem Schossplatz ein Lichtermeer in Form einer Sonne und des Caritas-Logos mit seinem Flammenkreuz. Dabei stand jede Kerze für einen Menschen, der in Not ist. Die Botschaft des Abends: das Motto der diesjährigen Caritas-Kampagne, "Zusammen sind wir Heimat". Im Mittelpunkt standen dabei die Menschen, die aus unterschiedlichsten Gründen ihre Heimat verlassen mussten und bei uns Zuflucht suchen. Daran mitzuwirken, dass sie hier bei uns gut ankommen und eine neue Heimat finden, ist ein wichtiges Anliegen der Caritas. Denn Heimat schützen, bedeutet nicht, vor der Welt die Augen zu verschließen. Vielmehr braucht es Solidarität und Offenheit, um gemeinsam Heimat zu sein. Ein Ort, wo sich Menschen aufgehoben fühlen - unabhängig davon, wo sie herkommen.
Bitterkalt wurde es, als die Dunkelheit hereinbrach, und dennoch zog das Licht der Kerzen zahlreiche Passanten an. Ihnen bot die Caritas ein abwechslungsreiches Bühnenprogramm, durch das Caritas-Vorstand Uwe Hardt führte. Tanz gab es von den Freestylern und den Zumba-Tänzern der Schwabschule, Rock von den Nachwuchsmusikern der Wilhelm-Hauff-Schule und Gesang von der Gruppe "Gospel im Osten". Zwischen den Einlagen ging Uwe Hardt auf den Hintergrund der diesjährigen Aktion "1 Million Sterne" ein und begrüßte dazu interessante Gäste. Gemeinsam mit Oliver Müller, Leiter von Caritas International, dem Hilfswerk der Deutschen Caritas, sprach er mit Rana Rahal, Leiterin der Abteilung für Flüchtlingshilfe im Libanon, und Ramzi Abou Ziid, Sozialarbeiter bei Caritas International im Libanon. Dieses Land, das gerade einmal halb so groß ist wie das Bundesland Hessen, hat annähernd zwei Millionen Flüchtlinge - überwiegend aus Syrien - aufgenommen. Damit ist mittlerweile jeder dritte Einwohner im Libanon Flüchtling. Da der Libanon die UN-Flüchtlingskonvention jedoch nicht unterzeichnet hat, werden die Flüchtlinge dort nicht anerkannt und haben lediglich Migranten-Status. Die Folge ist, dass die Flüchtlingshilfe komplett den Hilfsorganisationen überlassen ist. Rana Rahal und Ramzi Abou Ziid schilderten, dass die Flüchtlingskrise im Land vor allem die Kinder trifft. Viele von ihnen können nicht zur Schule gehen. Die Caritas setzt sich hier für Lösungen ein und hat unter anderem ein Schichtsystem eingeführt, damit mehr Kinder beschult werden können.
Eine andere große Not, die viele geflüchtete Familien betrifft, zeigt sich auch hier in Stuttgart immer wieder, wie Caritas-Vorstand Uwe Hardt schilderte: Durch Terror und Gewalt in ihren Heimatländern oder auch durch schreckliche Erlebnisse auf der Flucht sind viele geflüchtete Menschen traumatisiert. Doch bis sie hier in Deutschland Hilfe bekommen, dauert es oft Monate. Mit dem Projekt OMID (auf Persisch "Hoffnung") ermöglicht es die Caritas in Stuttgart, traumatisierten Flüchtlingen schnell fachlich kompetente Hilfe zu bieten.
An OMID gehen auch die Spenden, die bei "1 Million Sterne" auf dem Schlossplatz zusammenkamen. Und viele Menschen wollten helfen: Zahlreiche Passanten blieben bei der Aktion stehen, verfolgten das Bühnenprogramm, informierten sich über die Hilfsprojekte der Caritas und entzündeten gegen eine Spende weitere Kerzen, um das Lichtermeer Stück für Stück weiter zu erhellen und damit ein Zeichen zu setzen für Solidarität und Menschlichkeit. Dafür sagt die Caritas herzlich Danke.