Der Caritasverband für Stuttgart e.V. hat zum 1. Januar 2021 mit der Kirchengemeinde einen Erbbaurechtsvertrag abgeschlossen und wird im Rahmen des Projektes "Aufbrechen - katholische Kirche in Stuttgart" zwei Neubauten errichten. Menschen mit mehrfacher Behinderung sollen künftig hier leben und arbeiten - gleichzeitig wird Raum geschaffen für ein lebendiges Gemeindeleben. "Caritas und Kirchengemeinde sind aufs Engste verbunden und gehören zusammen wie zwei Arme eines Leibes. Ich freue mich sehr darüber, dass daraus hier ein konkretes Werk entsteht und wir im Schatten des Kirchturms attraktive Angebote für Menschen mit Behinderungen schaffen können", erklärt Raphael Graf von Deym, Vorstand des Caritasverbandes für Stuttgart e.V.
"Für die Kirchengemeinde ist es wichtig, dass wir den Wandel unserer Kirche vor Ort aktiv gestalten. Mit der Caritas haben wir eine starke Partnerin dazu", sagt Andreas Gälle, Pfarrer der Gesamtkirchengemeinde Stuttgart St. Urban und ergänzt: "Ich freue mich auf das neue Miteinander, das hier mitten in Wangen entstehen kann: Soziales Engagement und attraktives Wohnen mitten in der Stadt gehen hier hoffentlich bald Hand in Hand mit dem Leben der Kirchengemeinde St. Christophorus."
Konkret sind folgende Bauvorhaben geplant: Ein Wohnhaus mit ambulant betreutem Wohnen für 18 Menschen mit mehrfacher Behinderung soll auf dem Grundstück entstehen, wo sich heute das Pfarrbüro und die - bereits geschlossene - Kindertagesstätte befinden. "Wir wollen hier für Menschen mit Handicap geeigneten Wohnraum schaffen, wo sie selbstbestimmt und individuell - mit Assistenzleistungen seitens der Caritas - ein guten Lebensmittelpunkt bekommen", sagt Stefan Frommberger, Leiter der Behindertenhilfe. Im Sinne der Behindertenrechtskonvention und des Bundesteilhabegesetzes könne dieser Personenkreis dort ein aktives und an Teilhabe orientiertes Leben führen.
Außerdem soll der in die Jahre gekommene Gemeindesaal abgerissen werden und an seiner Stelle ein mehrstöckiger Neubau mit Tiefgarage errichtet werden. In das Erdgeschoss wird die Verwaltung der Kirchengemeinde St. Christophorus einziehen. Im ersten Obergeschoss werden die Neckartalwerkstätten der Caritas ein Beschäftigungs- und Betreuungsangebot für die Bewohner des Nachbargebäudes schaffen. Im zweiten Stockwerk und im Dachgeschoss werden insgesamt neun Wohnungen zwischen 36 und 65 Quadratmetern entstehen, die ebenfalls durch den Caritasverband genutzt werden.
Das Kirchengebäude mit dem Kirchturm wird im Bestand stehen bleiben und soll während des Bauvorhabens weiterhin von der katholischen und der kroatischen Gemeinde genutzt werden.
Derzeit läuft das Vorhaben- und Erschließungsplanverfahren mit der Stadt, in dessen Rahmen auch der Wangener Bezirksbeirat beteiligt und informiert wird. "Abhängig vom Verfahrenslauf hoffen wir, noch in der ersten Jahreshälfte 2022 den Abbruch des Gebäudes durchführen zu können und suchen bis dahin nach einer geeigneten Zwischennutzung", erklärt Raphael Graf von Deym. "Sofern keine Verzögerungen entstehen, könnte das Bauprojekt dann im Jahr 2024 abgeschlossen werden."
Zum Projekt "Aufbrechen - katholische Kirche in Stuttgart":
Für das neue Zentrum St. Christophorus gibt es einen Kooperationsvertrag zwischen der katholischen Kirchengemeinde St. Christophorus, dem Caritasverband für Stuttgart e.V. und dem katholischen Stadtdekanat Stuttgart. Im Rahmen des Projektes "Aufbrechen - katholische Kirche in Stuttgart" hat sich die katholische Kirche in der Landeshauptstadt an vielen Orten auf den Weg gemacht und Neues angestoßen. Derzeit sind rund 20 kirchliche Standortentwicklungen im Gange, die unterschiedlich weit fortgeschritten sind. Das Spirituelle Zentrum station s in der Kirche St. Fidelis im Stuttgarter Westen zum Beispiel spricht seit Dezember 2019 Menschen in der Großstadt an, die auf Sinnsuche sind. Mit dem Zentrum St. Peter zum Beispiel ist ein integratives Projekt in Bad Cannstatt entstanden, bei dem Gottesdienst, Gemeindeleben mit der Kindertagesstätte und einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung verbunden sind. Die Kirche St. Nikolaus im Stuttgarter Osten wird in den nächsten Jahren zu einer Jugend- und Gemeindekirche umgebaut. Die Kirche St. Maria wird zu einer Kirche des Dialogs und der Vernetzung weiterentwickelt. In Degerloch entsteht in unmittelbarer Nähe zum Hospiz in den nächsten Jahren ein Zentrum für Trauerpastoral. Gestartet ist der pastorale Entwicklungsprozess "Aufbrechen - Katholische Kirche in Stuttgart" von 2011 bis 2013 mit vielen Arbeitsgruppen und vielen Beteiligten aus den Gemeinden und kirchlichen Einrichtungen, seit 2014 läuft die konkrete Umsetzung.