... die sich aber in ihrem Kern nicht darum drehen dürfen, wie wir weniger Geld für "das Soziale" ausgeben können.
Es muss darum gehen, was getan werden muss, damit allen Stuttgarter Bürgerinnen und Bürger ein gutes Leben gelingen kann und wie wir gemeinsam Menschen pflegen, betreuen und versorgen, die es selbst nicht schaffen. Die Sozialstaatsdebatte darf nicht mit dem Taschenrechner im Herzen geführt werden, sondern mit Fachkompetenz, Innovationskraft und in einem breiten kooperativen Bündnis. Die notwendigen Transformationen sind in einer lösungsorientierten Verantwortungsgemeinschaft von Politik, Verwaltung und freier Wohlfahrtspflege auszuhandeln.
Soziale Daseinsvorsorge ist kein Luxus, sondern Fundament einer solidarischen Stadtgesellschaft. Wer im Bereich Soziales und Bildung spart, spart an den Menschen - und gefährdet damit den gesellschaftlichen Zusammenhalt und das Vertrauen in demokratische Prozesse. Gerade in Zeiten der Unsicherheit brauchen Menschen verlässliche Strukturen, Unterstützung und Perspektiven. Wenn diese fehlen, steigt die Anfälligkeit für populistische und antidemokratische Narrative.
Wir sehen und verstehen, dass Einsparungen notwendig sind. Doch wir appellieren eindringlich an die politischen Entscheidungsträger*innen: Sparen Sie nicht an denjenigen, die ohnehin wenig haben. Kürzungen bei sozialen Angeboten treffen die Schwächsten und sind langfristig teurer - menschlich wie gesellschaftlich.
Die Träger der freien Wohlfahrtspflege haben sich in ihren Haushaltsanträgen bereits auf das Notwendigste beschränkt. Teilweise wurden sogar geringere Förderbeträge für die Fortführung bestehender Angebote beantragt. Weitreichende, strukturelle Kürzungen im Jahr 2026 sind jedoch nicht umsetzbar - nicht nur wegen der Komplexität und Differenziertheit der Hilfelandschaft, sondern auch aufgrund arbeitsrechtlicher Verpflichtungen gegenüber unseren Mitarbeitenden.
Wir sind bereit als Träger im kommenden Jahr gemeinsam mit Verwaltung und Politik Lösungs- und Umsetzungsstrategien für den Konsolidierungsprozess mit Zielrichtung 2027 zu erarbeiten. Da-bei halten wir es für sinnvoll, zunächst die Effizienz und Entlastung von unnötigen bürokratischen Auf-wänden in der Zusammenarbeit zwischen Sozialverwaltung und freien Trägern sowie den Verfahren bei Antragstellung, Bedarfseinschätzungen und Bewilligungsverfahren zu fokussieren, um hier den Ressourceneinsatz sowohl auf Seiten der Verwaltung als auch der Träger perspektivisch zu reduzieren - bevor die Angebote am Menschen eingeschränkt werden.
Treffen Sie Ihre Entscheidungen mit dem Blick auf die Menschen in dieser Stadt. Die soziale Infrastruktur ist kein Kostenfaktor, sondern eine Investition in den sozialen Frieden, die Demokratie und die Zukunft Stuttgarts. Lassen Sie uns diesen Weg gemeinsam gehen und uns die Zeit einräumen verantwortungsvoll, lösungsorientiert und im Sinne der Bürger*innen die Strukturen nachhaltig zu gestalten.
Mit freundlichen Grüßen
Nora Yildirim
Stellvertretende Sprecherin der Liga der Wohlfahrtspflege Stuttgart
Geschäftsführung AWO Stuttgart e.V.