Deutliche Positionierung der Liga Stuttgart
Kernpunkte dieser Positionierung sind:
- Verbände der Liga der Wohlfahrtspflege Stuttgart stehen als sozial- und gesellschaftspolitische
Solidaritätsstifter für eine offene, demokratische Gesprächskultur
und für eine Gesellschaft, in der alle Menschen gleichberechtigt teilhaben sollen. - Klare Haltung und offener Widerspruch gegen Aktivitäten, Positionierungen und Stellungnahmen
rechtspopulistischer Parteien, sofern sie den Leitbildern der Mitgliedsverbände
der Liga widersprechen. - Vertreter*innen rechtspopulistischer Parteien sollen nicht zu Veranstaltungen der Liga
oder ihrer Mitgliedsverbände eingeladen werden, um ihnen keine Diskussions- oder
Darstellungsplattform zu bieten. Auch von der Teilnahme an Veranstaltungen rechtspopulistischer
Parteien ist abzusehen.
Positionierung zum Umgang mit Vertreter*innen und zur Politik rechtspopulistischer und rechtsextremer Parteien
Wir, die Mitglieder der Liga Stuttgart, verstehen uns als sozial- und gesellschaftspolitische
Solidaritätsstifter. Gemäß unseren jeweiligen Leitbildern fördern wir eine diskriminierungsfreie
Gesellschaft in Stuttgart; das bedeutet, Menschenrechte zu achten sowie menschliche Vielfalt wertzuschätzen und zu befördern. Wir sind für Hilfe- und Ratsuchende jedweder nationalen,
ethnischen oder religiösen Beheimatung da. Alle Menschen sollen in dieser Gesellschaft gleichberechtigt ihren Platz haben.
Wo Ideologien entstehen, die diese Gleichberechtigung in Frage stellen, wo die Demokratie und Menschenrechte bedroht sind, ist es unsere Aufgabe, zu widersprechen und Grenzen zu setzen.
Denn wir setzen uns ein für eine menschenliebende, gerechte und demokratische Gesellschaft in Vielfalt. Wir wollen dazu beitragen, dass sich gesellschaftliche Systeme und Strukturen so verändern, dass alle Menschen gleiche Chancen und Möglichkeiten zur individuellen Entfaltung haben und sich in die Gemeinschaft einbringen können. Wir stärken den gesellschaftlichen Zusammenhalt und unsere Demokratie.
Diese Haltung spiegelt sich auch in unserer täglichen Arbeit wider, bei der die Menschen im
Mittelpunkt stehen. Wir übernehmen Anwaltschaft für Menschen in schwierigen sozialen Lebenslagen.
Mit unseren Einrichtungen und Diensten sind wir in nahezu allen Bereichen vertreten, in denen Menschen der Hilfe durch die Soziale Arbeit bedürfen. Wir unterhalten u.a. Pflegeeinrichtungen und Angebote für Menschen mit Behinderung, wir arbeiten in Flüchtlingsunterkünften, betreuen obdach- und wohnungslose Menschen und leisten Unterstützungsarbeit für sucht- und psychisch kranke Menschen. Leiten lassen wir uns dabei stets vom Streben nach der Gerechtigkeit, die wir für jeden Menschen einfordern.
Gute soziale Arbeit für die Menschen zu leisten, bedeutet für uns daher auch, uns einzusetzen, dass die Würde der Menschen, für die wir da sind, nicht verletzt wird, Menschenrechte beachtet werden und Diskriminierung und Ausgrenzung in Stuttgart bekämpft werden.
Dazu gehört es für uns auch, politisch aktiv zu sein und sich einzumischen in einem politischen
Klima, das neben hoffnungsvollen Aufbrüchen (Stichwort: Willkommenskultur) zunehmend leider auch von anderen Entwicklungen geprägt wird: Es entstehen auch in Stuttgart immer mehr Ungleichheiten und Spaltungen, die den Zusammenhalt gefährden und Raum öffnen für Fremdenfeindlichkeit, Populismen, Nationalismus, Extremismus oder allgemein: gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit. Nicht selten haben diese ihre Ursachen in gesellschaftlichen Ausgrenzungsprozessen wie Armut, dem Mangel an Wohnraum und sozialer Teilhabe, dem Verlust von Selbstwirksamkeit und dem fehlenden Erleben von Beheimatung und Identität. Sie bieten den Nährboden für die Bildung extremer Ideologien, deren Ziel Ausgrenzung und eine Spaltung der Gesellschaft sind.
Die Verbände der Liga Stuttgart nehmen die Anliegen, Enttäuschungen und Unsicherheiten von Menschen ernst, die sich von den demokratischen Parteien abwenden.
Rechtsextreme oder rechtspopulistische Positionen aber, wie sie auch von der AfD verbreitet werden, lehnen wir in jeder Hinsicht und auf das Entschiedenste ab.
Vor diesem Hintergrund hat der Vorstand beschlossen, dass keine Vertreter*innen der Liga oder ihrer Mitgliedsverbände an Veranstaltungen rechtspopulistischer Parteien teilnehmen, noch dass Vertreter*innen rechtspopulistischer Parteien zu Veranstaltungen der Liga Stuttgart oder ihrer Mitgliedsverbände eingeladen werden.
Die Liga der Wohlfahrtspflege Stuttgart und ihre Mitgliedsverbände werden vielmehr ihre Arbeit für eine Gesellschaft ohne Diskriminierung fortsetzen und alle Kräfte aufbringen, die gegen Ungerechtigkeit und rechtsgerichtete Bestrebungen zielen.
Stuttgart im Mai 2019
Friedhelm Nöh
Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Stuttgart e.V.
Frieder Frischling
DRK-Kreisverband Stuttgart e.V.
Uwe Hardt
Caritasverband für Stuttgart e.V.
Karin Dressel
DER PARITÄTISCHE
Pfarrer Klaus Käpplinger
Diakonie in Stuttgart e.V.
Eckart Schultz-Berg
Evangelische Kirche in Stuttgart
Dr. Dagmar Bluthardt
Israelitische Religionsgemeinschaft Württembergs
Dr. Johannes Reich
Katholisches Stadtdekanat Stuttgart